Geschichte

Urkundensammlung Echem

Echemer Chronik

In der Gemarkung Echem konnten Spuren kontinuierlicher menschlicher Besiedlung bis in die Jungsteinzeit zurückdatiert werden. Wegen seiner Lage auf einer von ehemaligen Elbarmen umschlossenen Sanddüne mitten im Elburstromtal gehen wir davon aus, dass die ersten Echemer sich vorwiegend vom Fischfang ernährt haben.

 

Um Christi Geburt hinterließen Langobarden ihre Spuren im Echemer Boden. Nach ihrer Abwanderung zogen Sachsen von nördlich des Flusses hierher.

 

Unser Ortsname bedeutet "Eichenheim": sächsisch "Ek" oder auch "Ec" für Eiche und "hem" ist die abgeschliffene Form von "Heim". Symbolisiert wird dies auch in unserem Gemeinde-Wappen. Die drei Eichen stehen für die 3 Ortsteile.

 

Ab Anfang des 13. Jahrhunderts gibt es urkundliche Belege für das Dorf. Die Ritter „von Echem“ hatten hier eine kleine Burg und betrieben vermutlich mit ihren Untergebenen erstmals eine systematische Abdeichung und Entwässerung der Feldmark zur landwirtschaftlichen Nutzung.

 

Die Rechte an den reichen Fischgründen waren zumeist in kirchlichem Besitz und deren Übertragung lässt sich in diversen Urkunden zwischen 1250 und 1450 nachvollziehen. Nicht nur das Domstift Bardowick und das Michaeliskloster Lüneburg hatten hiesige Fischereirechte, auch das weit entfernte Kloster Rastede bei Oldenburg erhielt Einkünfte aus dem Echemer Fischfang. Nach und nach kamen aber alle Fischgewässer in den Besitz des Klosters Scharnebeck. 1368 wurde dann auch die Burg und das Dorf Echem an die Scharnebecker Abtei vekauft.

 

Zu Echem gehören die Ortsteile Fischhausen und Bullendorf.
user_85_fischhausen_00001Fischhausen, das ehemals klösterliche Fischerhaus 2 km westlich vom Dorf in den Wiesen an der Neetze gelegen, ist eine der ältesten Hofstellen des Dorfes. Nach Auflösung des Scharnebecker Klosters gingen die zu Fischhausen gehörenden Fischereirechte an das braunschweig-lüneburgische Amt Scharnebeck über und wurden verpachtet. Die Familie Dittmer, die bis Anfang 2011 dort ein Ausflugslokal betrieb, blickt auf eine Neetzefischer-Tradition von 12 Generationen bis ins Jahr 1649 zurück. Leider wurde das Anwesen nun an einen privaten Nutzer verkauft, so dass dieser beliebte Anlaufpunkt für Rad- und Wasserwanderer für den Elbmarsch-Tourismus verloren ging.

 

My beautiful pictureDer östlich von Echem gelegene Ortsteil Bullendorf wurde nach 1228 ein Außenhof der Lauenburgischen Herzöge. Das Gehöft lag auf einer Insel in der Marschwetter. Dieses herrschafliche Vorwerk wurde 1444 ebenfalls an das Scharnebecker Kloster verkauft, und kam deshalb 1531 auch zum Amt Scharnebeck. Dass Bullendorf jenseits der Wetter zur Gemeinde Hohnstorf gehört, liegt an dem ehemaligen dortigen Grenzverlauf zwischen Sachsen-Lauenburg und Braunschweig-Lüneburg, entstanden durch Gebietsabtretungen im Jahre 1228. Noch bis in napoleonische Zeit war die nördliche Gemarkungsgrenze Echems die Demarkationslinie zwischen den beiden Herzogtümern.
user_85_hof_boether_1903_00000Das Dorf Echem wandelte sich grundlegend im 13. und 14. Jahrhundert. Aus der ursprünglichen Fischersiedlung wurde ein Bauerndorf. Im Schutze der Burg siedelten sich nach und nach 14 Vollhöfe, 6 Halbhöfe und 5 Kötnerstellen an. Am nördlichen Dorfrand steht das älteste erhaltene Elbmarschbauernhaus, der Hof von Martin Böther aus dem Jahre 1597.

 

Die erste Kirche, ein Fachwerkbau mit abseits stehendem Holzturm wurde um 1600 errichtet. Vorher gehörte die Kirchengemeinde zu Hittbergen. Eine („von Anfang an zu kleine“) Schule bauten die Echemer um 1650 zwischen Kirche und Pfarrhaus. Danach wird sich das Dorfbild, abgesehen von dem bisher nicht datierten Abbruch der Burg bis ins 19. Jahrhundert kaum verändert haben.

 

1864 wurde die Bahnlinie von Lüneburg nach Hohnstorf gebaut, und Echem erhielt zunächst eine kleine Wartesaal-Station. Dann kam die große Brandkatastrophe von 1870, bei der 48 von insgesamt 75 Gebäuden inklusive der Kirche abbrannten, und das von Lehmfachwerk und Reetdach geprägte Ortsbild verschwand. Beim Wiederaufbau wurden die in sich verschachtelten Höfe neu angeordnet und zum Teil am damals östlichen Ortsrand neu angesiedelt. Teile von Hofgrundstücken wurden für die Anlage der bis dahin nicht vorhandenen Dorfstraße abgetreten.

user_62_bhf_kreisbahn_00000Hinter dem ursprünglichen Bauerndorf, das in Höhe Ecke Uhlenbusch-Dorfstraße endete, enstand das „Bahnhofsviertel“, wo 1870 das Gasthaus Nack, 1872 der Bahnhof, 1890 die Molkerei und 1898 die Bäckerei gebaut wurden. Östlich der Bahn errichteten sich die Bahnbediensteten ihre Häuser entlang der Kuhstraße, wo sich auch der ausgelagerte Hof Wille angesiedelt hat.  Kleine Abbauerstellen (Knuth, Block, Oelfke, Hagemann und Martin) entstanden weiträumig verstreut östlich des Dorfes. Sie erhielten Länderein von dem 1854 abgebrannten Vorwerk Bullendorf. Mit einer 2. Bahnlinie Richtung Bleckede wurde Echem zwischen 1895 und 1906 zur Drehscheibe für Versorgung und Transport in der Elbmarsch. Diese Trasse wurde schon nach 11 Jahren eingestellt und über Scharnebeck geführt. Die Straße nach Lüdersburg ist der ehemalige Bahndamm dieser Schmalspurbahn. Die Bahnstation der Bleckeder Kreisbahn (Wohnhaus Dorfstraße 14) vermittelt durch die wuchtige Erscheinung noch heute ein Bild der damaligen Bedeutung.

 

Insgesamt 27 Handwerks- und Gerwerbebetriebe gründeten in den ersten 30 Jahren des letzten Jahrhunderts eine Existenz in Echem. Die weitaus meisten überdauerten aber nur eine Generation.

user_85_lva_luftbild_1992_00000

Neben der hübschen neugotischen Kirche ist seit 1925 das Landwirtschaftliche Bildungszentrum der Landwirtschaftskammer Niedersachsen für das Ortsbild im westlichen Dorf prägend. Der Betrieb ist zertifizierte Bundesfachschule für Viehhaltung. Hier entwickelte Innovationen wurden zum Teil weltweit Standard in der Landwirtschaft. Junge Bauern setzen nach ihren überbetrieblichen Lehrgängen Echemer know-how in die Praxis um. Das LBZ ist derzeit größter Arbeitgeber im Dorf und wird ständig nach den neuesten Anforderungen erweitert. So wurden 2015 außerhalb des Dorfes in der Feldmark zwischen Echem und Scharnebeck der Ausbildungsbetrieb für  Schweinemast und eine Biogasanlage fertiggestellt.
user_62_arbeitsdienstlager_00000Unrühmlich tat sich das Dorf zwischen 1930 und 1945 als nationalsozialistische Hochburg hervor. Der hiesige Nazi-Ortsverband war laut eines Artikels im Lüneburger Kreiskalender von 1935 einer der aktivsten im Landkreis. Deshalb wurden hier wohl auch bevorzugt gleich 2 Lager des Reichsarbeitsdienstes errichtet.
Das größere Männer-Lager lag zwischen Osterberg und Dorfstraße, das "Maiden-Lager" war in Bullendorf an der Breiten Wiese. Die Arbeitsdienstler wurden hier bei der Entwässerung und zum Sandabbau eingesetzt und versorgten sich aus dem Dorf, was der Gemeinde einen gewissen Aufschwung bescherte.

 

Nach dem 2. Weltkrieg wurden in Echem einige Chance verpasst, den Ort über sich hinaus wachsen zu lassen. Viele der Ausgebombten und Vertriebenen, die in Echem Unterschlupf gefunden hatten, wollten sich gern im Dorf ansiedeln. Wegen der zentralen Lage und der guten Infrastruktur mit dem Bahnanschluss bekundeten Großbetriebe, wie z.B. Schluckwerder (jetzt Adendorf) Interesse, hier ihre Werke zu bauen. Um 1960 sollte auch die Elbmarsch-Realschule nach Echem kommen, aber die Landwirte zeigten wenig Neigung, Bauland zu verkaufen. Einige wenige Häuser entstanden im Sandhagen, entlang der Dorfstraße und im Ortsteil Bullendorf. Erst seit 1980 setzte auf Grund der unerschwinglichen Grundstückspreise in Stadtnähe hier doch noch eine rege Bautätigkeit ein, wobei die Fluren Osterberg und Osterfeld, Sandkuhle und An´n breeden Winkel bebaut wurden, und Echem die 1000 Einwohner-Grenze überschritt.
user_85_boom-babies_000001992-93 gelangte unser Dorf bundesweit zu Ruhm als Gemeinde mit Deutschlands höchster Geburtenrate. In diesem Zusammenhang erwähnenswert wäre, dass in den Jahren zuvor unsere vielen Störche nach und nach nicht zurückkehrten. Nur noch ein Nest ist dauerhaft besetzt. Diese beiden konträr laufenden Entwicklungen scheinen also die Geschichte von Adebars Zusatzaufgaben eindeutig zu widerlegen. Als Folge des Echemer Baby-Booms errichtete die Samtgemeinde Scharnebeck, zu der das Dorf seit 1974 gehört, im Neubaugebiet eine einzügige Grundschule, die aber nach dem Rückgang der Schülerzahlen im Dorf seit Sommer 2008 als Aussenstelle der Grundschule Hohnstorf weitergeführt wurde. Am 13. April 2017 ist diese neue Schule abgebrannt und die Echemer hoffen auf einen schnellen  Wiederaufbau, weil die Schule mit ihrer Sporthalle eine zentrale Bedeutung für das Miteinander im Dorf hat. Echem ist stolz auf ein reges Vereinsleben. Sportler, Feuerwehr, Schützen, Sänger, Reiter,  DRK, Landfrauen, Kultur für Kinder und Schul-Förderverein bieten die verschiedensten Aktivitäten.

 

Die plattdeutsche Sprache hatte bedauerlicher Weise hier, wie überall in der Region, in den letzten 100 Jahren einen Niedergang zu verzeichnen von der allgegenwärtigen Erstsprache zur exotischen Kommunikation unter vielleicht gerade mal 30% der erwachsenen Dorfbewohner. Die Echemer A-cappella-Gruppe Charmonia versucht seit 1991 mit niederdeutschen Konzerten und Veröffentlichungen in ganz "Plattdüütschland" einen kleinen Beitrag zur Rettung dieser Sprache zu leisten.

 

Inzwischen ist Echem auch als Gewerbestandort wieder attraktiv. Eine Ölmühle, Verwaltung und Bauhof des Wasserverbandes, drei Tischlereien, eine Firma für Melktechnologie, einen Heizungs- und Installateurbetrieb, ein Fahrradgeschäft, eine Lederwerkstatt, eine Gärtnerei, eine Rahmen- und Passepartoutwerkstatt, den kleinen Dorfladen, den Hofladen des LBZ,   und einen Tierarzt finden wir im Dorf.

Urkundensammlung Echem

Schreibe einen Kommentar